POG – Kleingartenkolonie Potsdamer Güterbahnhof Berlin

POG walk

#8 Robinien-Ahorn-Wald

Gleich hinter dieser Tafel, jenseits des Zauns steht ein mittelgroßer Baum, von dem nur noch einer von zwei Stämmen emporragt. Diese Robinie mit der Nummer 24 ist der älteste Baum auf dem gesamten Areal der Kleingärten. Laut Berliner Baumregister wächst er hier schon seit dem Jahr 1898. Man kann sich kaum vorstellen, wie er auf einem Bahnareal mit mehreren Dutzend Schienensträngen und einem regen Güterverkehr so alt werden konnte. Er hat Pestiziden und einem Weltkrieg getrotzt. Vielleicht wuchs er im Windschatten eines Gebäudes, stand dort nicht im Weg und wurde nicht weiter beachtet, bis er endlich viele Jahrzehnte am Rande der Gärten Ruhe hatte, um so alt zu werden. Viele jüngere Robinien, Birken und zahlreiche Ahornbäume säumen hier den Weg bis zur großen Schöneberger Wiese. Sämtliche Bäume, die Sie jenseits des Zaunes in der sogenannten „Stadtwildnis“ sehen, sind hier erst gewachsen, seitdem Ende der Neunziger Jahre die Baulogistik für den Nord-Süd-Fernbahntunnel abgewickelt wurde. Solche kleinen Wäldchen, ‚tiny forests‘, können in Zukunft eine gewichtige Rolle dabei spielen, das Klima in den sich zunehmend erhitzenden Städten und Ereignisse wie Starkregen als Bestandteil einer „Schwammstadt“ zu regulieren. Nicht nur sorgen die hier wachsenden Bäume durch Photosynthese für Sauerstoff, sie binden auch Kohlendioxid durch ihr verrottendes Laub, das eine durchlässige Humusschicht bildet, die eine große Menge Wasser speichern kann. Durch den Schatten unter dem Blätterdach kühlt sich die Luft darunter ab. Vor allem im Hochsommer sorgen kühlere Areale wie dieses auch für eine Absenkung der Temperatur in den angrenzenden Stadtvierteln.

Berlin möchte eine führende Rolle in einem Städteverbund einnehmen, der Biodiversität schützen will und mit dem Energiewendegesetz ehrgeizige Klimaziele verfolgt. Angesichts von Planungen wie Wannsee- und Stammbahn – diesen wird ein Teil der Bäume hinter dem Zaun wieder weichen müssen – und diversen weiteren Großbauprojekten wie etwa die ‚Urbane Mitte‘ wirken diese Ziele, Berlin als „Green City“ zu etablieren, durchaus widersprüchlich. Vielleicht braucht es als Kompensation noch viel mehr Orte wie ökologisch ausgerichtete Parks, ‚tiny forests‘, Kleingärten und vergleichbare Graswurzel-Projekte, die mit bürgerschaftlichem Engagement angegangen werden und wie die alte Robinie im Windschatten unserer dynamischen Stadt gedeihen können.

Mit dieser Station endet der Rundgang durch die POG. Wir bedanken uns für Ihr Interesse und würden uns freuen, wenn Sie diese kleine grüne Oase genauso wertzuschätzen gelernt haben, wie die Menschen, die hier wirken.