POG – Kleingartenkolonie Potsdamer Güterbahnhof Berlin

POG walk

#7 Brennnesselfeld

In der Zeit ab etwa Ende März bis in den Juni hinein kann man den ganz besonderen Gesang eines in seiner Gestalt sehr unscheinbaren Vogels hören, der in Berlin eine für Großstädte recht große Population hat. Die Nachtigall ist ein Bodenbrüter, der auf ungestörte Dickichte mit dornigen Pflanzen angewiesen ist, die seine Nester schützen. Dieses ist eines von mehreren Arealen, auf denen daher Pflanzen wie Brennnesseln und Brombeere wild wachsen dürfen. Zur Ergänzung des Nahrungsangebotes haben wir hier eine Berberitze und Schlehen angepflanzt, die sich ihren Platz aber noch behaupten müssen. Auch Igel und Kaninchen sind hier häufig zu Gast und die Brennessel ist Nahrungspflanze für die Raupen der Schmetterlinge wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, C-Falter, Landkärtchen und Admiral. Eines der größten Missverständnisse bei ’naturnahen‘ Blühstreifen ist der Fokus auf Blüten und die Unart, diese Flächen vollständig zu mähen. Nicht die Blüten sind Nahrung für die Raupen der Schmetterlinge, sondern die Blattmasse ganz bestimmter Pflanzen. Und nach der Raupenphase erfolgt Verpuppung und Schlupf an den Stängeln. Man sollte also besser wenig oder gar nicht mähen, wenn man die schwindenden Bestände unterstützen will.

Brennnesseln – als Unkraut zu Unrecht in Verruf – sind eine vielseitige Pflanze. Sie reichern den Boden mit Nährstoffen an und wachsen oft auf stickstoffreichen Böden. Reich an Nährstoffen enthalten sie viel Eisen, Magnesium, Kalzium, Vitamin C und Eiweiß. Als Heilpflanze wirkt Brennnesseltee entzündungshemmend, entwässernd und stärkt das Immunsystem. Im Kleingarten sind sie ein in Form von Jauche ein wertvoller Dünger, der auch gegen Ungeziefer eingesetzt werden kann. Im Kompost beschleunigen sie die Zersetzung. Um die Mitte des Jahres im Juni kann man bei Windstille und schräg gegen das Sonnenlicht ein besonderes Schauspiel beobachten – in kleinen Wolken lösen sich dann die Pollen von männlichen Blüten, um die weiblichen Blüten zu befruchten. 

Wenn Sie mit Ihrem Hund unterwegs sind, achten Sie bitte darauf, ihn gerade in der Brutzeit an die Leine zu nehmen und nicht ins Unterholz laufen zu lassen. Gleiches gilt für die Herbstmonate, in denen vor allem die Igel auch tagsüber Nahrung suchen. Wir finden leider zu oft gewilderte Igel. Diese Tiere sind strengstens geschützt. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

(text & fotos: avl)

Standort und Weg zur nächsten Station

Das Brennnesselfeld wächst ca. 10m weiter nördlich von #6 Speierling am linken Wegrand.

Zum Standort #8 Robinien-Ahorn-Wäldchen gelangen Sie ca. 80m weiter Richtung Norden den Weg entlang, vorbei am Bildungsprojekt baumschlau, bis zu einem Holunderbusch.